von Susanne Goertz
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14. Oktober 2022
Über die genauen Lademöglichkeiten für Deutsche (und das wird wichtig werden) in Portugal hatte ich so gut wie keine Informationen bekommen können – weder von anderen Reisenden noch über das Internet. Immerhin wurde mir auf entsprechenden Portalen angezeigt, dass es offensichtlich ein gutes Netz an Ladestationen gibt. So steuere ich also die so ziemlich letzte Ladesäule in Spanien an und lande in einer Seitenstraße vor einem Landhotel in La Barca, um noch einmal vollzutanken. Meine gewohnte EnBW-Ladekarte funktioniert wie immer einwandfrei und die paar Minuten Wartezeit verbringe ich im nahe gelegenen Café. Die große Brücke, die den Río Guadiana überspannt, bildet die Grenzmarke nach Portugal. Mittelmeerflair durchweht meine Sinne. Das sanfte Licht an der portugiesischen Algarve ist unverwechselbar. Ich steuere meine Unterkunft an, einen hübschen Resthof im Hinterland von Tavira. Am folgenden Tag erledige ich Einkäufe in der Stadt, um den Kühlschrank füllen zu können. Beim örtlichen Lidl gibt es eine Ladesäule, also nichts wie hin. Leider akzeptiert der Apparat weder meine Mobility-App noch die Ladekarte und auch nicht die Kreditkarte. Es gibt mindestens sechs Ladestationen in der Stadt, ich probiere einige aus – mit dem gleichen enttäuschenden Ergebnis: kein Strom für Pebbles. Damit ich weiß, wonach ich später zu googlen habe, mache ich Fotos der Ladesäulen und habe damit Hinweise auf die Betreiber. Ich mache am Nachmittag erst einmal einen schönen Strandspaziergang, um mich später im Internet zu informieren. Um es kurz zu fassen: Das Ergebnis ist ernüchternd. Der gestrandete Reisende kann sich in keinem Portal wie z. B. Via Verde oder EDP Charge zum Bezahlvorgang anmelden, denn dazu braucht er eine NIF (portugiesische Steuernummer). Der ADAC, den ich mittlerweile mit einbezogen habe, versucht das Problem zu lösen, in dem er mir immer neue App-Vorschläge macht, mit denen man Ladesäulen finden kann. Das Auffinden ist aber nicht mein Problem. Einen Anbieter zu finden, der auch ohne NIF das Aufladen ermöglicht, wäre die Lösung. In der Zwischenzeit lade ich Pebbles hier über die Haussteckdose. Dann bekomme ich einen Hinweis auf „Miio“. Tatsächlich gelingt es hier nach zwei online-Versuchen, meine Kreditkarte als Zahlungsmedium zu hinterlegen. Beim nächsten Test an einer Säule klappt das Laden mit der Miio-App dann auch – allerdings ist Miio nicht gerade preiswert, 33 ct pro KWh in der Sonderangebotszeit (ein bis zwei Stunden am Tag) und 52 ct normalerweise. Das geht jedoch auch billiger, 15 ct sind machbar. Also versuche ich beim Finanzamt in Tavira, an eine Steuernummer zu kommen. Die Warteschlange ist lang, aber es geht zügig voran. Die Dame am Schalter meint: „Der nächste Termin wäre am 7. November.“ Mein Gesichtsausdruck ist wohl entgeistert, denn sie wirft erneut einen Blick auf ihren Monitor: „In Castro Marim könnten Sie übermorgen einen haben.“ Den nehme ich. Castro Marim ist ein nettes Städtchen 25 km entfernt und sowieso einen Ausflug wert. Nach beeindruckenden 10 Minuten Bearbeitungszeit erhalte ich dort eine portugiesische Steuernummer und kann nun theoretisch den portugiesischen Strommarkt erobern. Ich beantrage also im Internet, was das Zeug hält und kann mir bis zur Zusendung der Ladekarten mit meinem Miio-Notnagel behelfen. Die aktuelle Situation ist: EDP Charge hat im Antragsformular ein Adressfeld als Pflichtfeld, in dem man aber nichts eingeben kann. Die Hotline von EDP will sich um die Sache kümmern und zurückrufen. Bisher ist das nicht erfolgt. Bei ViaVerde kann ich mich registrieren, aber der Antrag auf die mobile Ladekarte ist seit Tagen im Status „In Bearbeitung“. Aber das Wetter ist mit 27 Grad wundervoll und die portugiesische Gelassenheit durchdringt selbst die etwas irritierte Reisende. Für weiter Interessierte: Nach meiner Recherche bietet auch Shell Recharge eine Ladekartenlösung an. Man soll in Portugal sowohl mit der App als auch mit einer physischen Karte laden können. Leider funktioniert es mit der App nur an wenigen Stellen in Lissabon. Da bin ich aber nicht. Weil Shell die physische Ladekarte jedoch nicht nach Portugal verschickt, probiere ich den Dreisprung und lasse sie mir zunächst nach Hause schicken und dann nach Portugal. Mal sehen, ob das funktioniert.